Wenn uns im Skiurlaub morgens frischer Neuschnee erwartet, ist das das größte Glück der Erde. Diese Freude, die ein paar Schneeflocken auslösen, ist ein psychologisches Phänomen. Es gibt aber auch noch Schneephänomene, denen WintersportlerInnen in den Skigebieten begegnen wie zum Beispiel der Nordstau, Champagne Powder, Schwimmschnee und Schneeverwehungen. Wir zeigen, was es mit diesen besonderen Schneephänomenen auf sich hat, mit denen beim Skifahren zu rechnen ist.
1. Nordstau
Wenn ein Skigebiet in den Alpen im Neuschnee versinkt, dann kann es sehr gut sein, dass dafür der Nordstau verantwortlich ist. Verursacher sind Luftmassen aus nordwestlicher bzw. nördlicher Richtung, die vom Atlantik über Mitteleuropa an die Alpen gelenkt werden. Diese feuchten, vollgeladenen Wolken werden gegen die Berge gedrückt, steigen an ihnen entlang nach oben und kühlen dabei deutlich ab. Dadurch ist es den Wolken nicht mehr möglich, die gleiche Menge zu speichern, weshalb sie im Gebirge abregnen. Ergebnis: Viel Schnee (wenn es kalt genug ist)! Besonders betroffen sind zum Beispiel der Arlberg, das Kleinwalsertal, das Karwendelgebirge und die Region um die Zugspitze.
2. Südstau
Das Phänomen des Südstaus bezeichnet feuchte Luft, die vom Mittelmeer herangezogen wird und gegen die Alpen stößt. Im Vergleich zum Nordstau sind die Temperaturen allerdings höher und die Luft ist von Natur aus milder, sodass es in niedrigen Lagen vornehmlich zu Regen kommen kann. In diesem Fall gilt ein besonderer Fokus auf die Schneefallgrenze. Geographisch bezieht sich dieses Schneephänomen vornehmlich auf die südliche Seite des Alpenhauptkamms. Besonders betroffen sind unter anderem Monte Rosa, Tignes-Val d'Isère und die Cortina d'Ampezzo.
3. Lake Snow Effect
Der Lake Snow Effect ist ein Schneephänomen, das besonders in der Region der großen Seen in Nordamerika auftritt. Dieses Phänomen ergibt sich, wenn sich im Winter kalte Winde über große Seeflächen mit warmem Wasser bewegen. Dabei wird von den Wolken über dem See Wasserdampf aufgenommen, der jedoch schnell gefriert und am gegenüberliegenden Ufer des Sees in Form von Schnee wieder zu Boden fällt. Dieses Schneephänomen kann auch als Snowsquall bezeichnet werden, einen deutschen Begriff gibt es jedoch nicht.
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4. Schneegestöber
In den Skigebieten haben Skifahrer reichlich Gelegenheit, Schneegestöber zu erleben, so etwa, wenn ein Auto frisch gefallenen Schnee hinter sich aufwirbelt oder wenn eine Lawine abgeht. Gemeint sind damit durch starke Winde oder Erschütterungen aufwirbelnde Schneeflocken, die die Sicht behindern und sich erst nach einer Weile wieder auf dem Boden absetzen. Dieser Begriff wird allerdings vom Wetterdienst nicht offiziell verwendet.
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5. Champagne Powder
Dieser elegant anmutende Begriff bezeichnet ein Schneephänomen, das vor allem in den Skigebieten der Rocky Mountains vorkommt und besonders weichen, fluffigen Schnee meint. Zwar kann er theoretisch in jedem Skigebiet der Welt vorkommen, aber gerade die in Nordamerika regelmäßig vorkommenden arktischen Hochs mit nach Süden ziehender Kaltluft sind eine Grundlage des Champagne Powder. Der fallende Schnee ist in der Regel wärmer und bedingt durch die Höhenlage können sich die Flocken gut ausbilden, weshalb der Schnee extrem trocken ist. Besonders betroffen sind Park City - Deer Valley, Aspen und Lake Louise.
6. Eisblumen
Draußen ist es eisig kalt, drinnen schön gemütlich warm. Da bilden sich oft an den Fensterscheiben die schönsten Kunstformen aus Eis, genannt Eisblumen. Vielfach sehen wir diese Eiskristalle auch in Autos. Dieses Schneephänomen entsteht meist an nicht gut wärmegedämmten Scheiben, wenn die Temperaturen draußen unter dem Gefrierpunkt liegen. Bei schlecht isolierten Fenstern ist die Scheibe dann oft so kalt wie die Außentemperatur und kann weniger Feuchtigkeit aufnehmen. Dann kann das gasförmige Wasser aus der Luft direkt auf der Glasscheibe gefrieren.
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7. Geräuschdämmung durch Schnee
Für alle WintersportlerInnen, die schon einmal das Gefühl hatten, dass plötzlich die ganze Welt stiller wird, nachdem Neuschnee gefallen ist, gibt es eine Erklärung. Dies wird dadurch verursacht, dass frischgefallener Neuschnee bis zu 90 Prozent Hohlräume zwischen den Flocken besitzt, die den Schall dämmen. Bleibt der Schnee länger liegen, sackt er in sich zusammen. Die Hohlräume zwischen den Flocken verschwinden und der Schalldämpfereffekt lässt nach. Das Schneephänomen Geräuschdämpfung funktioniert also nur bei Neuschnee.
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8. Schneebrettlawine
Ein Schneephänomen, vor dem sich FreeriderInnen fürchten, denn die Vorstellung, dass ein Brett aus Schnee in Richtung Tal donnert, ist mehr als beunruhigend. Eine solche Lawine entsteht, wenn mehrere Schichten Schnee auf einer Gleitschicht den Hang hinunterrutschen. Dies geschieht üblicherweise auf einem Hang mit einer Neigung zwischen 30 und 50 Grad. Die Bezeichnung Brett meint übrigens nicht die Härte der Lawine, sondern die Tatsache, dass sich große Mengen Schnee wie ein Brett auf einmal lösen und in Bewegung setzen.
9. Schwimmschnee
Schwimmschnee steht in engem Zusammenhang mit der Bildung von Schneebrettlawinen, da sich Schwimmschnee aufgrund seiner Kristallstruktur nur sehr schlecht oder gar nicht bindet. Deswegen erinnert Schwimmschnee, wenn man ihn in die Hand nimmt, auch eher an Sand als an Schnee. Durch den fehlenden Zusammenhalt ist es sehr wahrscheinlich, dass sich oberhalb des Schwimmschnees eine Schneebrettlawine bilden kann. Schwimmschnee gehört zu den tückischsten Phänomenen der Lawinenkunde.
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10. Schneeverwehungen
Das Phänomen der Schneeverwehungen begegnet SkifahrerInnen und SnowboarderInnen recht häufig in Skigebieten, etwa dann, wenn sich frischer Schnee fast wie zu einer Düne aufgetürmt hat. Dies wird verursacht, wenn Schnee nicht üblicherweise flach auf dem Boden liegt, sondern durch starken Wind in eine bestimmte Richtung bewegt und dort aufgeschüttet wird. Dies geschieht meist mit Pulverschnee, da dieser leichter zu bewegen ist, als feuchter Schnee. Durch den Aufprall wird der Schnee hart und es entsteht eine feste Form.
11. Schneeblindheit
Die Kombination aus Schnee und Sonne wird oft unterschätzt, besonders was einen möglichen Sonnenbrand angeht. Aber auch Schneeblindheit droht, wenn WintersportlerInnen sich lange Zeit ohne Sonnenbrille oder Skibrille auf der Skipiste bewegen, denn die Reflexion der Sonnenstrahlen verursacht eine Schädigung der äußeren Hornhaut des Auges durch starke UV-Strahlen-Einwirkung. Die Folge sind starke Schmerzen, Tränenfluss, Lichtempfindlichkeit und gerötete Augen. In schweren Fällen drohen irreparable Sehschäden.
12. Flugschnee
Manchmal kann es vorkommen, dass SkifahrerInnen und SnowboarderInnen trotzdem Schnee in einem Gebäude finden, obwohl alle Fenster und Türen gut verschlossen waren. In dem Fall ist die Rede von dem Schneephänomen des Flugschnees, was sehr feinen Schnee bezeichnet, der durch die zusätzliche Wirkung des Windes unter die Dachziegel eines Hauses gerät. Dies kann zu Feuchtigkeit und Schmelzwasser in Gebäuden führen. Wobei damit eher die Hoteliers in den Skigebieten zu tun bekommen werden.
Welcher Schnee ist am besten zum Skifahren?
Die Arten von Schnee, die sich in einem Skigebiet finden, können für WintersportlerInnen einen erheblichen Unterschied machen. So ist es etwa auf Nassschnee oder Sulzschnee deutlich schwieriger, zu fahren, da er ein höheres Gewicht hat als frisch gefallener Pulverschnee. Bei Nassschnee ist es deswegen anspruchsvoller, die Ski richtig zu steuern und es ist ein großer Kraftaufwand dafür nötig. Freerider bevorzugen natürlich den pulvrigen Neuschnee. Carver und Pistenskifahrer mögen am liebsten die frischen Rillen einer präparierten Piste mit hartem Kompaktschnee.